In Hildisrieden besitzt die Alterswohnungsgenossenschaft (AWOGH) zwei Liegenschaften mit ca. 20 Wohneinheiten. Das Projekt «Wohnen im Alter» der Gemeinde scheint ins Stocken geraten zu sein, dafür nimmt das Wohn- und Gesundheitshaus «Waldmatt 28» Gestalt an. Erstere nehmen sich klar der Wohnsituation für ältere Menschen an. Doch was ist eigentlich mit den «Jungen» und «jungen Familien»? Gingen sie vergessen oder haben sie es gar nicht nötig?
(mae)
Wer in den letzten Jahren in Hildisrieden unterwegs
war, konnte feststellen, dass durch die Bautätigkeit vor allem neue Mehrfamilienhäuser
entstanden sind. Ein Blick in die Statistik bestätigt diese subjektive Wahrnehmung.
Seit 2010 hat sich die Anzahl neuer 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen gegenüber den
Nuller-Jahren auf 161 praktisch verdoppelt, während immer weniger
Einfamilienhäuser oder grössere Wohnungen dazugekommen sind. Der gesellschaftliche
Trend zu immer mehr Wohnfläche zeigt sich auch in Hildisrieden.
Und die Konsequenzen?
Im Allgemeinen sind tiefere
Steuern und höhere Bodenpreise Faktoren für höhere Immobilienpreise und damit
im Endergebnis teureren Wohnraum, verglichen mit anderen Gemeinden. Dass dies
auch auf Hildisrieden zutrifft, stellt wohl niemand infrage. Die positiven
Auswirkungen davon sehen wir in den Gemeindefinanzen, wo die Steuerkraft seit
Jahren anwächst – trotz Steuersenkungen. Es ziehen also gut verdienende
Personen und Familien nach Hildisrieden, die finanziell zum Gemeinwohl
beitragen.
Aber auch Negatives
Umgekehrt muss man also
davon ausgehen, dass damit Einzelpersonen in Ausbildung oder im AHV-Alter keine
passende Wohnung finden. Wohngemeinschaften sind bei uns (bisher) eher selten.
Gleiches gilt für junge Familien, insbesondere, wenn nur ein Elternteil
arbeitet, sie haben kaum eine Chance, nach Hildisrieden zu kommen. Viele ziehen
dann in die «Stadt» oder in umliegende Gemeinden, wo die Mieten tiefer und das
Angebot grösser ist. Meist ist damit aufgrund des Weges auch der Austritt aus
Vereinen oder der Aufgabe anderer ehrenamtlicher Tätigkeiten z. B. im Quartier
verbunden. Dieser Entwicklung, die Hildisrieden zum Schlafdorf oder zur «Residenz»
macht, müssen wir entgegenhalten und für eine gute Mischung besorgt sein.
Der Mix machts
Wie eingangs erwähnt, werden
die Bedürfnisse älterer Hildisriederinnen und Hildisrieder aktiv angegangen. Es
sollte also selbstverständlich sein, dies gleichermassen auch für die
«Jüngeren» zu tun. Es darf nicht sein, sie gegeneinander auszuspielen. Für die
positive gesellschaftliche Entwicklung braucht es eine gute Durchmischung von «Alt
und Jung», «Einheimischen und Auswärtigen», «Reicheren und Ärmeren». Das
Wohnangebot in Hildisrieden muss ausgewogen sein. Der Trend von grösseren und
eher teuren Eigentums- und Mietwohnungen sollte mit kleineren und günstigeren
Wohnungen ergänzt werden.
Genossenschaftliches Bauen
Wie derjenige der AWOGH gibt es – vor allem in Städten – auch anderen genossenschaftlich verfügbaren Wohnraum. Bau-Genossenschaften unterscheiden sich stark in ihrem Ziel und Zweck. Meist sind es Genossenschaften für eigenständige, preisgünstige Wohnungen. Ihr Ziel kann aber auch das Verhindern von «Ausverkauf » bzw. Bodenspekulation sein oder das Anbieten von Spitex, Gewerbe oder Gemeinschaftsräumen oder kompletten «Lebensräumen» im Kleinen sein.
Chance Ortsplanungsrevision
Die Erörterung, welcher Weg
und welche Massnahmen für Hildisrieden nötig und richtig sind, würde den Rahmen
dieses Artikels sprengen. Im Rahmen der Strategieentwicklung sollte der
Gemeinderat diese Sorge aufnehmen, analysieren und falls nötig Veränderungen
vorschlagen. Mit der aktuellen Revision der Ortsplanung kann zudem die
Bevölkerung mitreden und ihre Anliegen einbringen. Es besteht jedoch die
Gefahr, dass Einzelinteressen überwiegen und die langfristigen gesellschaftlichen
Veränderungen ausser Acht gelassen werden. Für eine positive Entwicklung von
Hildisrieden müssen wir aber beides unter einen Hut bringen.
Fazit
Keine einfache Aufgabe – doch die CVP setzt sich weiterhin dafür ein, dass Hildisrieden für alle Einwohnerinnen und Einwohner (und die, die es werden möchten) lebenswert und lebendig bleibt.