Das CVP-„C“: Inhalt behalten, Name ändern

Dieser Text ist als Leserbrief in der Luzerner Zeitung vom 20.01.2020 erschienen und seit 17.01.2020 online publiziert unter Das «C» löst bei Jüngeren falsche Gefühle aus und ist für viele Ältere unentbehrlich.

Herr Schmid und Herr Augustoni beschreiben in ihren Leserbriefen mit blumigen Worten, was christliche Werte seien, was sie für sie bedeuten oder wollen dies mit Theologen erörtern. Das ist ihr Recht. Auch ich teile christliche Werte, und mit mir wohl die überwältigende Mehrheit der Schweizer Bürger und Wähler anderer Parteien. Das Problem ist einfach, dass dadurch bei vielen eine Assoziation zur (katholischen) Kirche hergestellt wird und sich damit, zusammen mit dieser abstrakten Diskussion über christliche Grundlagen (womöglich auch noch mit Hinweis auf Bibel und Schöpfung), kaum ein neuer potenzieller Wähler gewinnen lässt. Auch wenn es Vereinzelte lieber anders sähen: Die Leute auf der Strasse interessieren sich nun mal primär für konkrete Antworten auf ihre Fragen und Probleme und nicht für abstrakte Kultur-Exkursionen in die christliche Vergangenheit. Austrittsdrohungen wie von Herrn Segmüller oder Herrn Furrer (Leserbrief vom 14. Juni) sind fehl am Platz: CVP-Mitgliedern sollten wir unsere Politik und Grundwerte, die sich ja nicht ändern, nicht erklären müssen. Richten wir den Fokus endlich nach aussen und in die Zukunft: Das «C» im Namen muss weg, weil es bei der Mehrheit der Bevölkerung (vor allem bei jüngeren) ein falsches Gefühl auslöst. Wir müssen dauernd das «C» erklären, obwohl wir lieber über unsere politischen Kernthemen reden würden. Das Potenzial an Neuwählern und Mitgliedern für eine solche zukunftsgerichtete, konstruktive und lösungsorientierte Partei auf Basis christlicher Werte ist riesig – ohne abschreckendes «C» im Namen.

Markus Estermann, Mitglied CVP, Hildisrieden

Wohnen im Alter. Und für Junge?

In Hildisrieden besitzt die Alterswohnungsgenossenschaft (AWOGH) zwei Liegenschaften mit ca. 20 Wohneinheiten. Das Projekt «Wohnen im Alter» der Gemeinde scheint ins Stocken geraten zu sein, dafür nimmt das Wohn- und Gesundheitshaus «Waldmatt 28» Gestalt an. Erstere nehmen sich klar der Wohnsituation für ältere Menschen an. Doch was ist eigentlich mit den «Jungen» und «jungen Familien»? Gingen sie vergessen oder haben sie es gar nicht nötig?

(mae) Wer in den letzten Jahren in Hildisrieden unterwegs war, konnte feststellen, dass durch die Bautätigkeit vor allem neue Mehrfamilienhäuser entstanden sind. Ein Blick in die Statistik bestätigt diese subjektive Wahrnehmung. Seit 2010 hat sich die Anzahl neuer 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen gegenüber den Nuller-Jahren auf 161 praktisch verdoppelt, während immer weniger Einfamilienhäuser oder grössere Wohnungen dazugekommen sind. Der gesellschaftliche Trend zu immer mehr Wohnfläche zeigt sich auch in Hildisrieden.

Und die Konsequenzen?

Im Allgemeinen sind tiefere Steuern und höhere Bodenpreise Faktoren für höhere Immobilienpreise und damit im Endergebnis teureren Wohnraum, verglichen mit anderen Gemeinden. Dass dies auch auf Hildisrieden zutrifft, stellt wohl niemand infrage. Die positiven Auswirkungen davon sehen wir in den Gemeindefinanzen, wo die Steuerkraft seit Jahren anwächst – trotz Steuersenkungen. Es ziehen also gut verdienende Personen und Familien nach Hildisrieden, die finanziell zum Gemeinwohl beitragen.

Aber auch Negatives

Umgekehrt muss man also davon ausgehen, dass damit Einzelpersonen in Ausbildung oder im AHV-Alter keine passende Wohnung finden. Wohngemeinschaften sind bei uns (bisher) eher selten. Gleiches gilt für junge Familien, insbesondere, wenn nur ein Elternteil arbeitet, sie haben kaum eine Chance, nach Hildisrieden zu kommen. Viele ziehen dann in die «Stadt» oder in umliegende Gemeinden, wo die Mieten tiefer und das Angebot grösser ist. Meist ist damit aufgrund des Weges auch der Austritt aus Vereinen oder der Aufgabe anderer ehrenamtlicher Tätigkeiten z. B. im Quartier verbunden. Dieser Entwicklung, die Hildisrieden zum Schlafdorf oder zur «Residenz» macht, müssen wir entgegenhalten und für eine gute Mischung besorgt sein.

Der Mix machts

Wie eingangs erwähnt, werden die Bedürfnisse älterer Hildisriederinnen und Hildisrieder aktiv angegangen. Es sollte also selbstverständlich sein, dies gleichermassen auch für die «Jüngeren» zu tun. Es darf nicht sein, sie gegeneinander auszuspielen. Für die positive gesellschaftliche Entwicklung braucht es eine gute Durchmischung von «Alt und Jung», «Einheimischen und Auswärtigen», «Reicheren und Ärmeren». Das Wohnangebot in Hildisrieden muss ausgewogen sein. Der Trend von grösseren und eher teuren Eigentums- und Mietwohnungen sollte mit kleineren und günstigeren Wohnungen ergänzt werden.

Genossenschaftliches Bauen

Wie derjenige der AWOGH gibt es – vor allem in Städten – auch anderen genossenschaftlich verfügbaren Wohnraum. Bau-Genossenschaften unterscheiden sich stark in ihrem Ziel und Zweck. Meist sind es Genossenschaften für eigenständige, preisgünstige Wohnungen. Ihr Ziel kann aber auch das Verhindern von «Ausverkauf » bzw. Bodenspekulation sein oder das Anbieten von Spitex, Gewerbe oder Gemeinschaftsräumen oder kompletten «Lebensräumen» im Kleinen sein.

Chance Ortsplanungsrevision

Die Erörterung, welcher Weg und welche Massnahmen für Hildisrieden nötig und richtig sind, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Im Rahmen der Strategieentwicklung sollte der Gemeinderat diese Sorge aufnehmen, analysieren und falls nötig Veränderungen vorschlagen. Mit der aktuellen Revision der Ortsplanung kann zudem die Bevölkerung mitreden und ihre Anliegen einbringen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Einzelinteressen überwiegen und die langfristigen gesellschaftlichen Veränderungen ausser Acht gelassen werden. Für eine positive Entwicklung von Hildisrieden müssen wir aber beides unter einen Hut bringen.

Fazit

Keine einfache Aufgabe – doch die CVP setzt sich weiterhin dafür ein, dass Hildisrieden für alle Einwohnerinnen und Einwohner (und die, die es werden möchten) lebenswert und lebendig bleibt.