7 Antworten zu „unseren“ Asylsuchenden

(mae) An der Hochdorferstrasse 2 sind seit dem Frühling dieses Jahres 19 Asylsuchende untergebracht. Was in anderen Gemeinden für viel Unmut sorgte, lief in Hildisrieden sehr ruhig ab. Vielleicht etwas zu ruhig – deshalb hier einige Antworten auf die häufigsten Fragen.

1 – Herkunft, Alter, Religion

Sie stammen aus Eritrea, einem Staat im nordöstlichen Afrika etwa 4‘500 km von uns entfernt. Sie sind männlich und zwischen 19 und 35 Jahre alt. In Eritrea sind je knapp die Hälfte aller Bewohner Muslime bzw. Christen mit verschiedenen Ausprägungen (orthodox, protestantisch, katholisch). „Unsere“ Asylsuchenden sind Christlich-orthodox und leben ihren Glauben mit ähnlichen Unterschieden wie Katholiken oder Reformierte.

2 – Fluchtgründe und Status

Als Flucht- bzw. Asylgrund von Menschen aus Eritrea wird in den Medien und in der Politik häufig der langjährige Wehrdienst angeführt und kontrovers diskutiert. Aus welchen Gründen unsere Asylsuchenden genau hier sind, ist für die Öffentlichkeit unbekannt. Sie befinden sich momentan noch im Asylverfahren wo ihr Gesuch geprüft wird – und damit vor einer ungewissen Zukunft.

3 – Wohnen

Die Zuständigkeit Bereich Asyl wie auch die Finanzierung liegt grundsätzlich beim Kanton. Die Gemeinden müssen jedoch Unterkünfte bzw. Wohnungen bereitstellen oder vermitteln, um die vom Kanton zugewiesene Anzahl Asylsuchender unterzubringen. Die Wohnung wird den Asylsuchenden in möbliertem Zustand und ausgerüstet für 19 Personen (Betten, Tische/Stühle, Geschirr, Kühlschränke, …) zur Verfügung gestellt und vom Kanton finanziert. Für laufende Kosten oder kleinere Reparaturen müssen sie selber aufkommen (Radio/Fernsehen, Glühbirnen, Wireless-Internet, …).

4 – Essen, Trinken, Haushalt

Arbeiten wie Einkaufen, Kochen oder Putzen führen die Asylsuchenden selbständig aus. Verständlicherweise ist hier anfänglich viel Aufklärungsarbeit nötig: Was kaufe ich wo ein, Lagerung, Koch-/Back-Anleitung, Waschen, Putzmittel und Utensilien – es muss zuerst gelernt sein. All das müssen sie selber bezahlen, auch ihr Handy oder ein Busbillet. Jede Person erhält dafür vom Kanton pro Monat rund 400 Franken. Deshalb sind sie für die bereits aus der Hildisrieder Bevölkerung erhaltenen Geschenke wie Velos oder Fussball-Ausrüstung sehr dankbar.

5 – Freizeit/Arbeit

Asylsuchende haben viel Freizeit, weil sie offiziell keiner Arbeit nachgehen dürfen. Sie können jedoch in der Gemeinde Frondienst-Arbeiten übernehmen oder Vereine bei Anlässen unterstützen. Durch bezahlte Beschäftigungs-Einsätze via Kanton können sie sich ihr „Sackgeld“ aufbessern, z.B. auf Landwirtschaftsbetrieben. Beides ist auch in Hildisrieden bereits Tatsache.

6 – Freiwilligen-Gruppe

Die 9-köpfige Hildisrieder Begleitgruppe ist Ansprechperson bei Fragen zum Wohnen und Leben, übernimmt die Koordination von Aktivitäten in den Vereinen und bietet den Asylsuchenden Deutschunterricht an – alles auf freiwilliger Basis. Sie besteht hauptsächlich aus engagierten Personen aus Hildisrieden und Umgebung und wird von Behördenmitgliedern der Gemeinde und des Kantons fachlich unterstützt.

7 – Begegnung Die Asylsuchenden sind oft im Dorf anzutreffen, sei es mit einem Fussball in der Hand, velofahrend oder an der Bushaltestelle. Wenn man sieht, wie es in anderen Gemeinden läuft, dürfen wir zufrieden sein – wir brauchen auch keine Sperrzonen. Die Menschen sind hier, ob man das will oder nicht. Sie bemühen sich und möchten sich integrieren. Geben sie, liebe Hildisriederinnen und Hildisrieder, ihnen die Chance dazu. Ein freundliches „Grüezi“ kann bereits ein Anfang sein.